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Community of Practice: Agile Methoden und Formate
By: Susanne Böhm Dec 19, 2022 12:48:52 PM Susanne Böhm ist als Marketing Specialist seit 2021 bei der conplement AG. Ihre Leidenschaft gilt dem B2B-Marketing. Gerne beschäftigt sie sich aber auch mit Themen rund um New Work und Agiles Arbeiten.
Warum gibt es die Communites of Pratice in der conplement?
Entstanden ist die Idee, interne Lerngruppen oder auch Communities of Practice in der conplement zu gründen, um unseren Mitarbeitern Raum zu geben, ihr vielfältiges Wissen zu teilen und neues Wissen anzueignen. Communities of Practice fördern den Austausch der Mitarbeiter untereinander, die alle ein Faible für eine bestimmte Thematik haben und im Kontext der Firma wichtig sind. Es geht um ein gemeinsames Lernen und Ausprobieren. Dafür kann jeder Mitarbeiter seine SlackTime bei der conplement nutzen, um sich über Workshops oder Trainings selbst weiterzuentwickeln.
Unsere internen Lerngruppen haben alle verschiedene „Flavours“. In der internen Lerngruppe für „Product Owner“ treffen sich regelmäßig Spezialisten, um sich gemeinsam zu Problemstellungen und Herausforderungen auszutauschen, Erfahrungen und Wissen miteinander zu teilen. Dadurch wird der Austausch unter Experten angeregt und Wissen mit anderen geteilt. Es wird über Vorgehensmodelle diskutiert und über Diskussionsrunden strukturiert.
Um was geht es in der Community of Pratice für agile Methoden und Formate?
In der "agilen Welt" gibt es viele interessante Formate und Methoden. Das Wissen über diese Dinge ist für alle wertvoll - interdisziplinär und rollenunabhängig. Im Jahr 2021 wurde die interne Lerngruppe der „agilen Formate und Methoden“ von Michael gegründet. Ziel dieser Community of Practice ist es, interessante Formate und Methoden aus der "agilen Welt" zu finden, die unsere Arbeit für uns und unsere Kunden auf ein neues Level heben. Die Mission ist es, agile Formate und Methoden praktisch anzuwenden, um neue Methoden und Formate auszuprobieren und zu besprechen, sich zu agilen Themen auszutauschen und um Wissen und Kompetenz aufzubauen und zu verbreiten.
In einem geschützten Raum treffen sich aller zwei Wochen agile Enthusiasten für jeweils zwei Stunden, um agile Methoden und Formate gemeinsam praktisch auszuprobieren. Jeder, der neue Formate ausprobieren möchte und Begeisterung für das Thema mitbringt, ist willkommen. Pro Session gibt es ein Thema, welches ein Teilnehmer vorbereitet und einen Moderator, der die Diskussion anregt. Dann werden in der Lerngruppe unterschiedliche Formate und Methoden praktisch ausprobiert.
„In dieser Community of Practice geht es um die Fragestellung: Wie schaffen wir es, regelmäßig von unseren vielfältigen praktischen Erfahrungen zu lernen und mit neuen Formaten und Methoden zu experimentieren?“
Michael Kopf
ehem. Innovation- und Portfolio Architekt
Wie entwickelt sich die Community of Practice im Zeitverlauf?
Für die Gründung und weitere Entwicklung der Community of Practice wurde das Tuckman-Modell adaptiert und zugrunde gelegt. In Anlehnung an dieses Modell durchläuft die Community of Practice fünf Entwicklungsphasen:
- In der Potentialphase wenden sich eine oder mehrere Personen einer bestimmten Thematik zu und es entsteht ein Bedarf für die Gründung einer Community of Practice.
- In der Orientierungsphase werden die Grundstruktur, Mission, Vision, Ziele und Kommunikationswege der Community of Practice definiert.
- In der Reifephase beginnt die eigentliche „Arbeit“ der Community of Practice: Wissensaufbau und Austausch. Mit zunehmender Aktivität steigt i.d.R. auch die Zahl der Mitglieder. Fortlaufend werden Ziele, Aufgaben und Kommunikationswege bewertet und an die Bedürfnisse der Mitglieder durch die Mitglieder selbst angepasst.
- In der Selbsterhaltungsphase hat sich die Community of Practice stabilisiert. Es findet ein regelmäßiger und routinierter Austausch von Erfahrungen zu agilen Themen und das gemeinsame Ausprobieren und Experimentieren verschiedener agiler Formate und Methoden statt.
- In der Transformationsphase verliert die Community of Practice zunehmend an Gewicht als zentraler Informations- und Austauschpunkt, weil auf andere Quellen ausgewichen wird, die Thematik selbst an Bedeutung verloren hat oder keine zu behandelnde Themen mehr vorhanden sind. Über Retrospektiven wird dieser Status regelmäßig reflektiert. Am Ende löst sich die Community of Practice auf oder lebt in anderer Ausprägung (bspw. als Community of Excellence) weiter.
Wie ist die Community of Practice aufgebaut?
- Ein Community-Core-Mitglied sieht sich mehr im Kern als Motor der Lerngruppe und möchte die Themen vorantreiben und kontinuierlich mitgestalten, bspw. bei der Agenda oder das Community-Backlog. Er trägt die Themen in den Alltag und teilt seine Erfahrungen mit der Community.
- Periphere Mitglieder zeigen ein Interesse an der Thematik, aber nehmen nur sporadisch teil. Sie bringen Themenvorschläge für das Backlog ein und wollen ihr Wissen teilen.
- Ein seltener Gast ist interessiert an der Arbeit der Gemeinschaft, aber nimmt nur gelegentlich an Sitzungen teil. Er informiert sich größtenteils über die Session-Ergebnisse der Community durch die Zusammenfassung.
- Es gibt einen Community-Lead und einen Co-Lead. Der Community-Lead orchestriert und gibt den Rahmen sowie Ankündigungen für die einzelnen Sessions vor und adressiert neue Themen. Er fungiert dabei als Servant Leader.
Wo findet die Community of Pratice statt?
Viele Sessions finden tatsächlich Remote statt. Das funktioniert sehr gut, da wir über Miro und Teams flexibel arbeiten können. Offline trifft sich die Community of Practice in der Regel nur nach Abstimmung. Aber gerade dieses ortsunabhängige Arbeiten ist sehr wertvoll und es hat sich gezeigt, dass solche Themen Remote sehr gut umsetzbar sind und offline-Treffen in Nichts nachstehen.
Welche Themen werden behandelt?
Die Themenvielfalt ist genauso spannend wie das Format dieser Community of Practice selbst. Folgende Themen wurden bereits behandelt:
- Agile Formate und Methoden: Event Storming, Systemisches Konsensieren, Jobs-To-Be-Done (JTBD)
- Diskussionsrunden: bspw. zu Kanban, Scrum & Scrumban, Agilität beim Kunden, Erfahrungsaustausch zu Delegation-Matrix, Fixed vs. Groth Mindset
- Ausgewählte Methoden aus den Liberating Structures
- Agile Spiele: wie bspw. Kanban Pizza Gaming, Professional Love
- Management 3.0: Delegation Poker
- Neue Workshop-Formate: Data Journey @ conplement
Woher kommen die Ideen für neue Sessions?
Das Besondere an der Community of Practice ist die Selbst-Organisation und das offene Herangehen und Finden von neuen Themen. Denn die Themen und Inhalte kommen nicht von außen. Jede Community of Practice entscheidet selbst, was erreicht werden soll und hat eine eigene Mission und Vision. Es gibt Spielregeln und einen gemeinsamen Teams-Channel für den Austausch zwischen den Sessions.
Neue agile Ideen kommen von den Teilnehmern selbst. Teilnehmer bereiten für die kommende Session Inhalte und Ideen vor und probieren es dann gemeinsam mit anderen Teilnehmern der internen Lerngruppe in einem geschützten Rahmen aus. Teilnehmer, die Erfahrung haben, geben ihr Wissen an andere weiter.
Anders als bei einer Community of Excellence steht in der Community of Practice das Ausprobieren im Vordergrund, danach wird sich einem neuen Thema zugewandt. Es geht also nicht um eine Detailausarbeitung oder die Ableitung von Guidelines oder neuen Workshop Formaten.
Die behandelten Themen können mitgenommen werden und woanders weiterleben bzw. angewendet und ausgebaut werden. Beispielsweise hatten wir in einer Session das Thema „Static vs Growth Mindset“. Doris vom Employee-Experience-Team hat sich dieses Thema dann mitgenommen mit der Fragestellung, wie wir uns sehen und wie wir das intern weitertreiben können.
Wie teilt ihr euer Wissen oder die Infos, die ihr im Rahmen der Community of Pratice erarbeitet?
Das Wissen wird bspw. in unseren internen Learning Open Spaces an andere Kollegen weitergegeben oder bei internen Runden in der conplement. Wir haben zusätzlich ein Miro Board, wo wir wichtige Erkenntnisse festhalten und welches von anderen Kollegen jederzeit eingesehen werden kann.
Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde im Interviewtext die männliche Form gewählt. Jegliche Angaben beziehen sich auf alle Geschlechter.
Unsere Frontend Community of Practice
by Susanne Böhm